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Hepatozelluläres Karzinom

Hepatozelluläres Karzinom

Weltweit stellt das hepatozelluläre Karzinom (HCC) eine der häufigsten, krebsvermittelten Todesursachen dar.  Es entsteht in der Regel in der vorgeschädigten Leber. Risikoerkrankungen sind alle chronischen Lebererkrankungen wie z.B. chronische virale Leberentzündungen, chronischer Alkoholkonsum, Stoffwechselerkrankungen, u.v.a.m.. Bislang ist die Häufigkeit in Asien und den Entwicklungsländern höher als die in Europa oder den USA. Allerdings steigt die Erkrankungshäufigkeit bei uns in den letzten Jahren, so dass ein deutlicher Zuwachs an Erkrankungsfällen zu erwarten ist.

Leider existieren vor allem im Anfangsstadium der Tumorerkrankung keine typischen Symptome, so dass das HCC oft erst in einem späten und kaum therapierbaren Stadium diagnostiziert wird. Die Symptome können von unspezifischen Oberbauchbeschwerden bis hin zu Gelbsucht, Gerinnungsstörungen und Bauchwasser als Zeichen der Leberdekompensation reichen. Um eine Diagnose so früh wie möglich zu stellen, sollten in allen Risikogruppen, d.h. bei allen Patienten mit chronischen Lebererkankungen, regelmäßige Screeninguntersuchungen durchgeführt werden. Hierfür sind in 6-monatigem Abstand Ultraschalluntersuchungen empfohlen. Bei unklaren oder widersprüchlichen Befunden ist ggf. ein weiteres bildgebendes Verfahren, wie z.B. ein MRT oder ein Kontrastmittelultraschall, durchzuführen. Hier zeigen sich beim HCC oft typische morphologische Zeichen. Bei unklaren Raumforderungen der Leber ist in jedem Fall eine Punktion mit nachfolgender feingeweblicher Beurteilung durchzuführen.

Die interdisziplinäre und stadiengerechte Therapie des HCCs stellt eine Herausforderung dar und ist in den letzten Jahren aufgrund neuer Therapieoptionen aus verschiedenen Fachdisziplinen komplexer geworden. Sie beinhaltet operative, lokale, systemische und oftmals multimodale Therapiekonzepte, welche in Hinblick auf das Tumorstadium und die Leberfunktion evaluiert werden. Dies findet am Leberzentrum Erlangen besondere Berücksichtigung, da alle Patienten mit HCC in der gemeinsamen Leberkonferenz mit Beteiligung der verschiedenen Fachdisziplinen besprochen werden. In den frühen Stadien stehen operative oder interventionelle Verfahren im Vordergrund. Bei Vorhandensein einer Leberzirrhose mit einzelnen Herden (1 Tumor 5 cm bzw. 3 Knoten bis max. 3 cm) ist eine Lebertransplantation anzustreben.

Falls eine Transplantation nicht möglich ist, sollte eine Leberresektion oder eine sogenannte Radiofrequenzablation, bei der eine Nadel zur Hitzeapplikation in den Tumorherd vorgeschoben wird, evaluiert werden. Bei größeren Tumorherden ist eine sogenannte TACE (transarterielle Chemoembolisation) möglich. Hierbei wird über eine Arterie in der Leiste ein Katheter bis an den Lebertumor vorgeschoben und hierüber Chemotherapie-beladene Kügelchen appliziert. Bei Tumorherden, die aufgrund Anzahl oder Größe nicht mit einer TACE behandelt werden können, wird die Indikation für eine SIRT-Therapie überprüft. Bei dieser Maßnahme werden radioaktiv markierte Kügelchen über die Leberarterie in die Tumorherde appliziert. Bei weit fortgeschrittenen Tumoren, insbesondere bei Vorliegen von Fernmetastasen, ist eine "systemische" Therapie zu prüfen. Es gab in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte im Bereich der systemischen Therapien für fortgeschrittene Erkrankungsstadien. Als neuer Erstlinien-Therapiestandard gilt derzeit eine Immuntherapie, kombiniert mit einer Hemmung der Angiogenese (d.h. Gefäßneubildung).

Viele weitere effektive Therapiekonzepte gelten als vielversprechend und werden auch in kommenden Jahren die Therapielandschaft für das HCC maßgeblich verändern. Neben der hohen Effizienz der neuen Therapien verbessert sich die Prognose der Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung zunehmend auch durch mehrere mögliche Sequenz-Therapien. Das Leberzentrum des Universitätsklinikums Erlangen untersucht auch mit aktuellen Studien solche neuen Konzepte. Unser Leberteam setzt bei der Behandlung von Patienten mit HCC auf ein evidenzbasiertes und gleichzeitig individualisiertes Vorgehen, um die modernste, verträglichste, effektivste und damit bestmögliche Behandlung unserer Patienten zu gewährleisten.