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Lebererkrankungen

Wofür ist die Leber gut

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ. Sie stellt die "Stoffwechselfabrik" des menschlichen Körpers dar. Fast alles Blut, das durch unsere Darmschleimhäute fließt und somit mit der "Außenwelt" Kontakt hat, wird, bevor es wieder in den allgemeinen Kreislauf eintritt, durch die Leber gepumpt. Sie sorgt für eine optimale "Aufbereitung" des Blutes, indem sie Nährstoffe (Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate), Vitamine und Spurenelemente aus dem Blut extrahiert, umwandelt oder speichert. Wenn die Leber das Blut an den Körper zurückgibt, liegen alle diese Stoffe in optimaler Konzentration für den Körperstoffwechsel vor. Gleichzeitig ist sie ein riesiger chemischer Filter, der Giftstoffe, aber auch Arzneien, dem Blut entzieht und sie durch chemische Umwandlung unschädlich macht. Mit der Produktion der Gallenflüssigkeit sorgt die Leber nicht nur dafür, daß wir unsere Nahrung überhaupt verdauen können; sie scheidet auf diesem Wege auch viele Giftstoffe in den Darm und letztlich den Stuhl aus. Sie hat damit eine ähnliche „Entsorgungs-Funktion wie die Nieren. Schließlich stellt die Leber auch viele Proteine und andere Stoffe (Albumin, Gerinnungsfaktoren, Transporteiweiße, Abwehrstoffe) her, die im Blut zirkulieren und seine Funktion wesentlich mitbestimmen. Die Leber ist ein Organ mit sehr großen Reserven. Im täglichen Leben benötigt die Leber nur 10 - 20 % ihrer Kapazitäten. Der Rest steht für erhöhte Anforderungen im Rahmen von akuten Erkrankungen oder z. B. Vergiftungen zur Verfügung.

Das ist sehr beruhigend - die Leber hat ein "breites Kreuz" -, macht es aber auch schwierig, Lebererkrankungen früh zu erkennen: Es muss schon viel passiert sein, bevor die Reserven der Leber aufgezehrt sind und sich eine Verminderung etwa der Entgiftungsleistung zu erkennen gibt, z. B. als Gelbfärbung der Augen und der Haut. Auch ist die Leber selbst nicht sehr schmerzempfindlich und kann deshalb oft keine frühen Warnsignale an den Körper abgeben.

So verschieden die Ursachen für chronische Lebererkrankungen sind, so ähnlich ist häufig das Ergebnis: Fast alle chronischen Lebererkrankungen gehen mit einem Prozess der Narben- und Faserbildung in der Leber (Fibrose) einher. Der Endzustand dieses Prozesses, die Leberzirrhose, bei der die Leber auf Grund der vielen Narben ihren geregelten inneren Aufbau verliert und gewissermaßen "von innen heraus" zerstört wird, gleicht sich in vielerlei Hinsicht unabhängig davon, welche Krankheit zur Zirrhose geführt hat.

Lebererkrankungen sind keineswegs selten. Gerade die alkoholische Leberkrankheit und die viral bedingten Leberentzündungen sind durchaus häufig (so sind weltweit ca. 400 Mio. Menschen mit Hepatitis B infiziert!). In der Todesursachenstatistik liegen Lebererkrankungen (Krebserkrankungen nicht mitgezählt) immerhin auf dem 9. Platz.

Natürlich denkt beim Thema Leber zunächst jeder an den Alkohol, und tatsächlich ist dieses Gift in den Industrieländern für ca. 40 % aller Todesfälle durch chronische Lebererkrankungen verantwortlich - aber eben nur für 40 %! Auch andere, teils weniger bekannte Lebererkrankungen, wie die chronische Virushepatitis B oder C, die Eisenspeicherkrankheit oder Hämochromatose, die Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) oder die autoimmunen (durch Fehlsteuerung des Immunsystems hervorgerufenen) Lebererkrankungen Autoimmunhepatitis, primär biliäre Zirrhose und primär sklerosierende Cholangitis können zur Leberzirrhose, im Extremfall mit Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom, HCC) führen. Selbst die sogenannte nicht-alkoholische Fettleberhepatitis, die vor allem eine Begleiterkrankung des Übergewichts, der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und der Fettstoffwechselstörungen ist, kann die auf Dauer die Leber zerstören.

Wenn der Hausarzt bei einer Routineuntersuchung oder auf Grund von Beschwerden, die an eine Lebererkrankung denken lassen, "die Leberwerte" bestimmen lässt (näheres dazu finden Sie unter "Erhöhte Leberwerte - was nun"), dann kann er aus dieser Bestimmung zunächst einmal nur ablesen, dass etwas mit der Leber nicht in Ordnung ist. Die Werte sagen aber nicht, was die Ursache des Problems ist, und sie sagen nicht einmal unbedingt, wie schlimm es ist.

Die Aufgabe der weiteren Untersuchungen - ob bei uns oder beim Hausarzt - ist es dann, den einmal gefundenen Leberschaden hinsichtlich seiner Schwere, seiner Ursache und seiner Behandlungsbedürftigkeit einzuschätzen und die entsprechenden Maßnahmen zu veranlassen. Sehr häufig wird dann in unserer Sprechstunde mit dem Patienten die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Leber (Leberpunktion, Leberbiopsie) diskutiert werden. Dieser Eingriff wird nicht in der Lebersprechstunde durchgeführt, da er einen kurzen, meist eintägigen stationären Aufenthalt erfordert.